Hi Dennis. Stell dich bitte kurz vor. Wer bist du, was machst du?
Ja Servus! Mein Name ist Dennis und ich komme aus dem wundervollen Spreewald aber wohne jetzt in der kleinen Stadt Marburg. Neben dem Laufen bin ich Chemieingenieur bei einer großen Automobilzulieferer Firma. Auf dem Trail bin ich als Spaßvogel bekannt, der es mag sich mit Leuten zu unterhalten. Laufen muss für mich Spaß machen und mich in irgendeiner Art herausfordern. Ich wurde so relativ schnell zum Soulrunner.
Wie bist du zum Trailrunning gekommen?
Angefangen hat es mit einer Schnapsidee. Ich wollte nach dem Frankfurt Marathon 2013 einmal etwas anderes ausprobieren. Da habe ich mich mal ganz einfach für den SainteLyon angemeldet. Einen 76km Trailrun, der mitternachts beginnt. Ich sage euch, das war keine gute Idee. Ich bin kläglich gescheitert, aber als ich durchs Ziel gelaufen bin, war ich ganz angefressen davon 😊 Richtig zum Trailrunning bin ich aber erst 2014 gekommen, als ich nach Erlangen gezogen bin. Da habe ich das erste Mal bei einem Revierguide vom Trail Magazin im Bayerischen Wald teilgenommen und ab da ist dann alles Geschichte…….
Was hat sich für dich in der Corona-Krise verändert?
Eigentlich nicht viel. Da wir in Deutschland zum Glück immer raus konnten, konnte ich eigentlich immer im Wald eine Runde drehen.
Arbeitest du im Homeoffice?
Nein, da ich für die Produktionsanlagen in meiner Firma zuständig bin muss ich immer vor Ort sein. Ich find es nicht so schlimm. So fahr ich meine Radkilometer zur Arbeit und bleib dadurch schön in Bewegung mit alternativem Training.
Hast du mehr Zeit für's Training als vor Corona? Oder weniger?
Ich sage es mal so. Kurzarbeitsbedingt hätte ich jetzt mehr Zeit aber der Umfang hat sich jetzt nicht großartig verändert.
Trainierst du genauso hart und intensiv wie zuvor? Wie hat sich dein Training in der Krise verändert?
Das Training hat sich komplett geändert. Frisch vom Petit Ballon und in voller Vorbereitung für den Frühjahresmarathon in London haben sich die Pläne schnell geändert. Von harten, intensiven Einheiten, ging es in die winterüblichen Langläufe mit wenig Intensität. Ich habe dem Körper einfach gleich bisschen Pause gegeben von der harten Belastung und die Ziele wurden nebenbei neu gelegt.
Welcher Wettkampf oder welche Wettkämpfe zaubern dir ein Lächeln ins Gesicht wenn du daran denkst und warum?
Oh die Frage ist echt gemein. Ich genieß eigentlich jeden Lauf. Da ich ja einer der langsamen Läufer bin rede ich viel mit den Volunteers und verbringe immer viel Zeit an den Verpflegungspunkten. Dadurch habe ich eigentlich immer Spaß. Auf die Frage aber zurück zu kommen: ein Lächeln verzaubern mir vor allem Läufe, die familiär sind. Dazu gehören große internationale Namen wie Leadville 100 oder Tor des Geants. Der Spirit von allen Beteiligten ist außergewöhnlich. Läufe wie der U.TLW, der Petit Ballon und das Spine Race haben mich auf ihre einzigartige Art und Weise in den Bann gezogen. Vor allem der U.TLW, der wird schon als Klassentreffen unter den Trailläufern beschrieben. Das ist ein Traum.
Dein Credo ist ja, je extremer desto besser. Jetzt sind erstmal alle Wettkämpfe abgesagt oder verschoben. Was macht das mit dir mental? Musst du dich mehr motivieren als vorher?
Ja, das Stimmt! Einer meiner Grundsätze ist wirklich immer die längste Distanz einer Veranstaltung zu laufen. Aber das es jetzt keine Wettkämpfe gibt ist jetzt nicht so schlimm. Wettkämpfe wären bei mir in erster Linie dafür da, mal wieder „verrückte“ Gleichgesinnte zu treffen. Mental greift das mich also nicht so sehr an.
Benutzt du zum Training online tools wie Video-Chat, um mit anderen Sportlern im Austausch oder Wettkampf zu bleiben?
Ich benutze online Tools wenig. Ich trainiere größtenteils allein unter der Woche und die großen langen Läufe trainiere ich höchstens zu dritt. Den Kontakt zu den meisten Laufkollegen halte ich dann doch noch über ein Telefonat.
Du scheinst um Verletzungen und Überbelastungsbeschwerden einen großen Bogen zu machen. Wie schafft du es, Verletzungen aus dem Weg zu gehen?
Bevor ich zum Trailrunning gekommen bin war ich von 2009 bis 2014 viel auf der Straße unterwegs und habe aus vielen Fehlern gelernt. Ich hatte häufig die klassischen Läuferverletzungen. Da habe ich die Verletzungen fast magisch angezogen. Dadurch konnte ich viel lernen, wie ich gegen die meisten Verletzungen vorgehen muss. Da ich aber nie nach einen Trainingsplan trainiert habe, bin ich auch noch nie so richtig an meine Grenzen gegangen und habe nie die ganz harten Einheiten im Training absolviert. Mein Motto war immer: „Lieber stetig und langsam laufen, als voll Gas geben und danach 5 Monate krank sein.“
Was machst du zur Regeneration? Hast du eine spezielle „Regenerations-Routine“ nach einem Wettkampf oder hartem Training?
Ich glaub da mach ich nicht viel anders. Nach einem Lauf gibt’s ne Dusche, ein kaltes Hefeweizen und viel Essen. Neuerdings gibt’s eine Kühlflüssigkeit mit Kompressionssocken um die Beine. Regeneration eines Körpers kann man aber auch trainieren und es war mein Schwerpunkt im Sportwissenschaftsstudium. Vielleicht habe ich dadurch noch eine andere Herangehensweise. Ein Geheimtipp nach dem Laufen ist ein Traubensaft mit Wasser verdünnt.
Welche Ernährungstipps vor und während eines Ultras hast für uns?
Das ist, glaube ich, schwer zu beantworten, weil jeder anders auf bestimmte Produkte reagiert. Bei mir beginnt alles mit einem Kokosnussmüsli. Viel Kohlenhydrate für den Start und langanhaltende Fette für den weiteren Verlauf. Beim Laufen kann ich dann alles essen. Ich achte sehr darauf, dass ich viel Zucker und Salz zu mir nehme. Bei mir darf daher auch die Cola mal in die Hand genommen werden und die Käse oder Salami Stücke mit Salz. Mein absolutes Highlight ist der Haferschleim vom Rennsteig 😊
Was gibt es nach dem Wettkampf bei dir zu essen? Hast Du ein spezielles Lieblingsgericht?
Das kommt ganz darauf an, wo ich mich befinde. Nach einem Wettkampf gehen wir meistens mit Kollegen danach Pizza, Burger oder halt klassisch Nudeln essen. Einfach, dass der Körper seinen Speicher auffüllen kann. Ein Lieblingsgericht habe ich daher nicht. Nach dem Training ist es wirklich sehr willkürlich. Es wird gegessen, was im Kühlschrank ist.
Welche Wettkämpfe stehen bei dir auf der Liste, die du unbedingt einmal laufen möchtest?
Da steht natürlich der Western States mit dem Hardrock 100 ganz oben. Die Liste ist dann doch noch zu lang um hier aufgelistet zu werden. In Deutschland stehen jedenfalls der Treppenmarathon und der Arberland ganz weit oben.