Hi Markus,schön, dass Du Zeit für uns gefunden hast. Könntest du dich bitte kurz vorstellen?
Hallo ich heiße Markus Meinke, bin 43 Jahre jung und komme aus Köln.
Wie bist Du zum Trailrunning gekommen?
Wie bin ich zum Trailrun gekommen? Mittlerweile kann ich sagen Dank einer Depression (Panikattacken/Angstzustände). Ich war damals lange krank geschrieben. Das Laufen hat mich quasi gerettet oder therapiert. Es hat von daher auch einen sehr großen Stellenwert in meinem Leben. Es hat so viel verändert und ich bin für jeden Schritt dankbar.
Wie und wo trainierst Du?
Mittlerweile trainiere ich unter den Fittichen von Michael Arend bei Coach Stefan Helbig.
Du lebst ja nicht in den Bergen. Wie gestaltest Du dein Bergauf und -ab Training?
Nicht in den Bergen? Ich muss da immer ein wenig schmunzeln. Hallo ?!! Wir haben das Siebengebirge vor der Tür :) Ne, im Ernst. Ich habe es trailmäßig doch gar nicht so schlecht getroffen. Gegenüber ist zwar nicht das Refuge Bonatti, aber Drachenfels und die Rosenau haben auch Ihren Reiz ;)
Ich wohne rechtsrheinisch von Köln und bin von daher sehr fix in Königswinter / Bonner Raum. Es sind so ca. 5-10 Minuten zum Siebengebirge und es grenzt der Siegsteig mit dem schönen Wahnbachtal bei uns ums Eck. Rheinlage für flache Läufe und hin und wieder treibt es mich auch mal ins Ahrtal / Eifel.
Achtest Du auf deine Ernährung und was isst du während eines Wettkampfes am liebsten?
Bei der Ernährung achte ich auf eine ausgewogene Küche mit frischen Produkten.
Während dem Wettkampf nutze ich eigentlich immer mein „Zeugs“ . Habe ganz gute Erfahrung mit Maurten und MySpringEnergy. Je nach Länge vlt. noch Salzkapseln.
Welche Trailrunning- Events gehören zu deinen Favoriten?
Der Eiger Ultra mit seiner atemberaubenden Kulisse rund um Grindelwald fasziniert mich sehr. Aber ich mag auch die regionalen und lokalen Veranstaltungen die auch nicht immer unbedingt in den Alpen stattfinden müssen.
Im letzten Jahr haben wir dich über die Social-Media-Kanäle verfolgen dürfen und waren begeistert!!!
Du bist ja beim Western States 100 gestartet. Als bester Deutscher konntest du das 100 Meilen Rennen beenden.
ABSOLUTER HAMMER!!!
Was waren deine ersten Gedanken, nachdem du das Losglück hattest?
Meine ersten Gedanken… dieses Gefühl war wirklich wie ein Lottogewinn. Mir wurde heiß…sehr heiß und meine Ohren glühten und ich schrie vor Glück. Ich hatte das Ding im Dezember 2018 auch gar nicht mehr so aufm Schirm. Klar wollte ich da eines Tages mal laufen aber das Ziel war aufgrund der Lotterie einfach so unheimlich weit weg und unrealistisch, dass ich gar nicht so in diesem Bann war. Und so bewarb ich mich eher beiläufig im Herbst 2018 und dachte nicht mehr weiter drüber nach. Ein Kumpel mit dem ich am Tage der Lotterie laufen war meinte dann noch….“Ey schau mal in den Stream heut….“ Ich dachte nur wofür bei 1% Chance…aber okay daheim den Rechner angeschmissen und ungelogen 5min später hörte ich meinen Namen…ich schrieb OH FU.. in den Chat :D Mein Herz raste und auch die ersten WhatsApp Nachrichten ließen nicht lange auf sich warten.
Hast Du dich für diesen Lauf speziell vorbereitet?
Ich war natürlich doppelt und dreifach motiviert, was mir aber auch fast zum Verhängnis wurde. Die Umfänge waren damals bei mir eh schon nicht so gering und ich habs dann im Januar etwas übertrieben (200K Woche). Nach Rodgau50 ging erstmal nichts mehr. Eine Knochenhautentzündung / Shin Splints die trotz meiner Faszien Akrobatik einfach nicht abklingen wollte, stellte sich dummerweise als Ermüdungsbruch am Schienbein heraus :D. Hatte dann aber wirklich Glück, dass alles recht schnell abheilte und ich im März das Training recht gut aufnehmen konnte. In dieser Zeit kam ich dann auch zu Stefan Helbig, meinem Coach von Michael Arend Training. Im Mai dann noch Rennsteig als Vorbereitung und dann gings auch schon nach Kalifornien.
Hast Du bei diesem Lauf ans Aufgeben gedacht?
Es gab keinen Moment, an dem ich ans Aufgeben gedacht habe.
Welche Situation bei diesem Rennen war am schlimmsten und welche am schönsten?
Es gab so viele schönen Szenen, die mir auch heute noch immer wieder durch den Kopf gehen. Das Feld ist so klein und man steht dort mit
seinen Idolen fast quasi nebeneinander, das ist so schön absurd. Der Aufstieg am ersten Berg in Squaw war ein Traum zusammen mit den Veteranen Jeff und Ian. Der WSER 2019 war ja bekanntlich von den Temperaturen her nicht der heißeste, dafür gabs dort ähnlich viel Schnee in diesem Jahr wie bei uns in den Alpen, was dazu
führte, dass es auf den ersten Kilometern sehr viel Eis und später Wasser gab.
Neben Stürzen und so gab es natürlich auch Ausfälle von Spitzenläufern. So kam es, dass ich dann auch recht lang in einer Gruppe mit Camille Herron und anderen laufen konnte, bis sie leider aufgrund ihrer Verletzung von den Stürzen aufgeben musste. Der Anfang war auch für mich recht hart. Das Tempo war schon recht hoch und die vereisten Trails und Wasserüberquerungen waren eine Herausforderung.
Die VPs und die Leute dort waren aber ein Traum. Du läufst in dieser faszinierenden Landschaft (und dieser DUFT!!!) und plötzlich kommst Du zu einem
VP und da ist sprichwörtlich ein kleiner Superbowl^^ Das war schon echt Hammer, wie die Helfer und alle Mitwirkenden einen dort empfingen und betreuten.
Welches Gefühl hattest du nach dem Rennen?
Es dauerte erstmal eine Weile, bis ich das alles richtig verarbeiten konnte. Die Eindrücke und Emotionen sind schon enorm. Am nächsten Tag ging es ja auch schon zur Siegerehrung nach Auburn. Verarbeitet habe ich das dann erst Tage später. Für mich steht fest,dass ich zurückkehren werde. Manchmal denke ich, es ist immer noch was drüben von mir. Wie Ryan Sandes so schön sagte „If its in your blood u have to keep coming back every year.“
Bei welchen Wettkämpfen wirst Du 2020 an der Startlinie stehen?
Ich werde Anfang März beim Trans Gran Canaria starten. Vermutlich im Mai Rennsteig. ZUT und Chiemgauer100 sind auch fix. Kobolt ist auch geplant. Und sicherlich noch ein paar lokale Dinger ;)
WESTERN STATES 100 COURSE RECORD & Full Race Highlights | 2019